In den letzten Wochen hatte ich immer mal wieder von einem Webprojekt gesprochen, an dem wir werkelten. Am heutigen „Tag der Arbeit“ ist es endlich so weit: Es gibt wohl kaum einen besseren Tag, als die neue Webseite einer Zeitarbeitsfirma online zu stellen. Trommelwirbel, und zack vor dem Mittagessen ist www.bhm-personal.de online. Herzlichen Glückwunsch.
Für mich heißt es nun aber „Wer rastet, der rostet“ und deswegen bereite ich mich auf die Abreise nach Alsbach-Hähnlein vor. Ein Ort, der so winzig ist, dass das Hotelportal HRS hier keine Aktien hat. Ich muss also selbst nach einer Unterkunft suchen und werde im „Gasthaus zur Sonne“ fündig. Es sind lediglich 16 Kilometer zu laufen. Das Wetter zeigt sich heute jedoch nicht gerade von seiner besten Seite:
Es regnet unaufhörlich. Am Frühstückstisch hörte ich, wie ein Pärchen sich ununterbrochen über das schlechte Wetter ärgerte. Sie schienen aber mit dem Auto da zu sein. „Tja, Leute“, dachte ich mir, „und ich muss da nachher noch durch“.
Wenn es nieselt oder auch mal richtig aus Eimern schüttet, dann gibt es nur wenige Fotos. Bis auf wenige Kontrollblicke aufs Handy, ob die Route stimmt, bleibt das Telefon dann nämlich unter dem Regenschutz. Heute genehmige ich mir auf dem Weg viel, viel Musik. Vor allem von Deichkind. Hört gerne mal rein.
Während ich laufe, denke ich darüber nach, dass meine Reise bald ein Ende hat. Ich freue mich, dass ich es in absehbarer Zeit geschafft habe. Es ist die Reise meines bisherigen Lebens und das wird sie wohl auch für eine lange Zeit bleiben. Mittlerweile habe ich gelernt, dass es viele Dinge im Leben – aber auch im Arbeitsleben gibt, auf die man verzichten kann und sollte. Dinge, die Zeit kosten und am Ende nicht viel bringen. Ich freue mich darauf, meinen persönlichen Plan umzusetzen, den ich geschmiedet habe. Mehr Zeit in die wesentlichen Dinge investieren. Es fühlt sich danach an, dass die Reise, die ich angetreten bin, um meine Stadt Glückstadt bekannt zu machen, auch eine Reise ist, in der ich mich selbst viel besser kennen lerne. Nie zuvor hatte ich eine dermaßen intensive Beziehung zu meinen Füßen. Über viele hunderte Kilometer tragen sie mich nun schon durchs Land. Und drei Dutzend Jahre tragen sie mich schon durchs Leben. Ich bin ihnen heute besonders dankbar. (Auch) durch sie ist diese Reise möglich geworden. In Frankfurt sagte Angi im DB Tower zu mir, dass sie auf ihren Reisen bemerkt hätte, dass sie viel öfter „danke“ sagte. Sie hat recht. Wenn man als Besucher, als Gast unterwegs ist, ist plötzlich nichts mehr selbstverständlich. Ich bedankte mich bei vielen freundlichen Menschen, die mir bis heute begegnet sind. Für ihr Interesse an meiner Reise und an Glückstadt, für ihre Gastfreundschaft, die vielen interessanten Gespräche. Ich bin dankbar und freue mich, darüber in einem derart schönen Land zu leben, in dem man manchmal nur ein paar Kilometer laufen muss, bis sich der Dialekt, die Mundart völlig verändert. Für die friedliche Atmosphäre, die scheinbar unendlichen Weiten von Wäldern und Feldern. Kein Stress. Keine Hektik. Nur die Natur und ich. Ich wünsche denjenigen, die so gefangen von ihrer Arbeit sind, wie ich es vor meiner Reise war, dass sie die Kraft finden und einen passenden Anlass, um auszubrechen. In jedem Fall rate ich dazu, ein gutes Ziel zu überlegen. Sonst besteht die „Gefahr“, die Reise vorzeitig beenden zu wollen. Der ständige körperliche Einsatz ist anstrengend. Aber er reinigt Geist und Seele. Eine fantastische Erfahrung. Und nur zu empfehlen.
Als ich heute am Ziel ankomme, habe ich eine Nachricht von meinem Kooperationspartner Markus Umbach auf dem Handy. Er schreibt mir, dass es scheinbar noch einen anderen Wandersmann in diesen Tagen gab und sendet mir diesen Beitrag zu:
http://www.zeit.de/zeit-magazin/2017/18/wandern-deutschlandreise-zu-fuss
Ich finde den Beitrag überaus gelungen und lesenswert. Er spricht mir aus dem Herzen.
Ich wünsche euch einen schönen Abend und sende
Herzliche Grüße aus Alsbach-Hähnlein
Marian