Ich packe meinen Rucksack und nehme mit… (37)

Obwohl ich in Frankfurt blieb und mich kaum vom Platz bewegte, bin ich gestern 15 Kilometer gelaufen. Das spüre ich heute ganz deutlich in meinen Socken.

Ich lasse es heute langsam angehen und zeige euch, mit welchem Gepäck ich unterwegs bin – in den Wochen, die ich jetzt schon unterwegs bin, hat sich diese Materialzusammenstellung bewährt. Zunächst der Überblick:

Und im Einzelnen:

Die Inhalte, die mich mit Sicherheit am meisten Kraft kosten, befinden sich in der Laptoptasche: Notebook mit Tastatur und Maus, das Glückstädter Glückwunschbuch, das Buch „Die 4 Stunden Woche“, Kopfhörer habe ich meistens auf, zur Kleidung komme ich gleich noch und das gerollte beige-rote Ding links im Bild ist eine Heizdecke, um den angespannten Rücken abends mit Wärme zu versorgen.

Links seht Ihr die Hygiene-Artikel, die im Rucksack im oberen Teil verstaut werden: Zahnputzzeug, Rasierer, Rasiergel und Deo, ganz wichtig auch Zink- und Schrundensalbe (Fußpflege) für wunde Haut und rissige Sohlen, bei Bedarf Haargel, Sonnencreme (nicht vergessen) und Magnesiumtabletten. Die Empfehlung liegt bei 400mg Magnesium, ich habe mir morgens zum Frühstück und abends nach dem Abendessen jeweils eine 600mg-Tablette gegönnt. Die anfänglichen Krämpfe hatten sich damit erledigt. Es macht aber Sinn, den Arzt nach der richtigen Dosierung zu fragen.

Ich entschied mich zwei Jacken mitzunehmen: Die Dunkelblaue habe ich standardmäßig angezogen, die Hellblaue in Kombination mit dem Regenschutz oben drauf. Und wenn ich einen ganzen Tag in den Wanderstiefeln stecke, dann freue ich mich abends, nach einer Dusche mit Sportschuhen zum Essen zu gehen.

Ich habe festgestellt, dass der Rucksack sich immer am besten tragen lässt, wenn der Schwerpunkt möglichst weit unten sitzt. Aus diesem Grunde bewahre ich die Kleidung im untersten Fach auf. Die Laptoptasche passt quer in den Rucksack. Oben drauf kommt die Regenjacke und der Regenschutz, dass ich schnell drauf zugreifen kann, wenn’s nötig ist und die Schuhe kommen in die linke Seitentasche. Meistens war ich mit insgesamt 3 Litern Wasser unterwegs. Eine 1,5 Literflasche fand in der rechten Seitentasche platz. Die andere trug ich, um Gewicht zu sparen. So bin ich mit aktuell 16 Kilogramm unterwegs.

Und das ist das Stichwort. Zügig packe ich nun alles ein, denn um 11 Uhr muss ich das Hotel verlassen haben. Heute geht es – wieder mal südwärts – in Richtung Erzhausen.

Ich durchkämme Waldgebiete mit seltsamen Früchten in den Bäumen:

Lange nachdem ich mich über die alte Grenze zwischen Ysenburg und Hessen-Darmstadt informierte und in Gedanken versunken diesen Weg entlanglaufe, steht vor mir plötzlich ein Wildschwein.  Genauer genommen war es ein Wildschweinchen. Ein kleiner Frischling, wirklich ausgesprochen niedlich, wie ein kleiner Haushund. Meine ersten Gedanken: Wo hast du denn deine Mutti und deinen Papi gelassen, kleiner Frischling? Begegnet sind wir uns beide dort hinten links an den dunklen Tannen. Schurstracks drehe ich mich um und entferne mich. Und was macht der kleine Kamerad? Er läuft mir hinterher. Er will offensichtlich spielen. Als ich mich umdrehe, um ein Foto von dem Kleinen zu machen, ist er spurlos verschwunden. Ich setze mich in Bewegung, den Blick in den Wald gerichtet – nichts zu sehen. Kein Frischling, keine Bache, kein Keiler. Also setze ich meinen Weg weiter fort.

Ich muss sagen, der heutige Fußweg geht an die Substanz. Der lange Weg nach Frankfurt und das pausenlose Hin- und Her hat meinen Füßen nicht gut getan. Die letzten 5 Kilometer kommen mir vor, wie 15 Kilometer. Ich habe Schmerzen und bin kräftemäßig am Ende. Zu allem Überfluss muss ich in der Dämmerung an einem Feldweg zwische Rapsfeld und Bahngleisen entlang. Es ist unwegsam und tut mir absolut nicht gut. Es nützt nichts – Zähne zusammenbeißen und durchhalten, Marian. Für den letzten Kilometer brauche ich unendlich lange. Wahrscheinlich so lange, wie sonst für 3 Kilometer. Diese Etappe gehört mit Sicherheit zu den Top-Fünf der unangenehmsten Wegstrecken auf der bisherigen Reise. Es kann nur besser werden. Als ich in der Unterkunft ankomme – es ist längst dunkel – habe ich Glück: Ich bekomme noch ein gutes Abendessen, gehe dann aufs Zimmer, duschen und falle ins Bett.

Herzliche Grüße aus Erzhausen
Marian