Sonntagsempfang im Rathaus Erzhausen. Und weiter geht’s nach Darmstadt. (38)

Die freundliche Bedienung von gestern Abend im „Alten Euler“ war ziemlich angetan von meiner Reise. Über WhatsApp hat sie Bürgermeister Rainer Seibold vom Glückstädter Glückwunschbuch informiert und so habe ich, als ich vom Frühstück, das übrigens ausgezeichnet war, ins Zimmer zurückkehre, eine Nachricht auf meiner Mailbox. Herr Seibold empfängt mich heute, am Sonntag, im Erzhäuser Rathaus. Prima. Das nenne ich Einsatz. Ich packe also meine Sachen, checke aus und mache mich auf den Weg. Meinen Füßen geht es heute erstaunlich gut. Ich habe sie gestern lange hochgelegt. Das hat ihnen gut getan. Jedenfalls erreiche ich nach knapp einem Kilometer das Rathaus, vor dem Herr Seibold mich begrüßt.

Wir unterhalten uns ausgiebig über die Bürgermeisterei, über Erfahrungen im Wahlkampf aber auch über lange Märsche. Rainer Seibold hatte einst mit dem Fastenwandern begonnen, dieses aber nach drei Tagen eingestellt, da das Alleinsein nichts für ihn war, erzählt er.

Dann trägt er seine Glückwünsche für Glückstadt ein und stellt sich und den Glückstädtern die Frage, was Glück eigentlich bedeutet.

Das obligatorische Foto – diesmal als Selfie.

Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass ich diesmal vergessen habe, meinen Glückstadt-Pulli anzuziehen. Zu meiner Entschuldigung: der heutige Empfang im Rathaus war eine Premiere. Denn Sonntag ist ja Freizeit. Eigentlich.

Ich bedanke mich bei Rainer Seibold für Zeit und Eintrag und mache mich auf den Weg nach Darmstadt.

Die Sonne lacht. Ich auch. Denn heute sind es lediglich 10 Kilometer, die ich zu überwinden habe. Kaum 2 Stunden bin ich unterwegs, bis ich mein Tagesziel erreicht habe. Keine Vorkommnisse. Keine Zwischenfälle. Ich telefoniere mit meiner Familie und freue mich auf mein Bett. Denn heute ist mal (Nach-)Mittagsschlaf angesagt.

Nachdem ich fast zwei Stunden geschlafen habe, bestelle ich mir abends eine Pizza und genieße die Zeit ohne Aufgaben und Verpflichtungen. Das muss auch mal sein.

Herzliche Grüße aus Darmstadt

Marian

Ich packe meinen Rucksack und nehme mit… (37)

Obwohl ich in Frankfurt blieb und mich kaum vom Platz bewegte, bin ich gestern 15 Kilometer gelaufen. Das spüre ich heute ganz deutlich in meinen Socken.

Ich lasse es heute langsam angehen und zeige euch, mit welchem Gepäck ich unterwegs bin – in den Wochen, die ich jetzt schon unterwegs bin, hat sich diese Materialzusammenstellung bewährt. Zunächst der Überblick:

Und im Einzelnen:

Die Inhalte, die mich mit Sicherheit am meisten Kraft kosten, befinden sich in der Laptoptasche: Notebook mit Tastatur und Maus, das Glückstädter Glückwunschbuch, das Buch „Die 4 Stunden Woche“, Kopfhörer habe ich meistens auf, zur Kleidung komme ich gleich noch und das gerollte beige-rote Ding links im Bild ist eine Heizdecke, um den angespannten Rücken abends mit Wärme zu versorgen.

Links seht Ihr die Hygiene-Artikel, die im Rucksack im oberen Teil verstaut werden: Zahnputzzeug, Rasierer, Rasiergel und Deo, ganz wichtig auch Zink- und Schrundensalbe (Fußpflege) für wunde Haut und rissige Sohlen, bei Bedarf Haargel, Sonnencreme (nicht vergessen) und Magnesiumtabletten. Die Empfehlung liegt bei 400mg Magnesium, ich habe mir morgens zum Frühstück und abends nach dem Abendessen jeweils eine 600mg-Tablette gegönnt. Die anfänglichen Krämpfe hatten sich damit erledigt. Es macht aber Sinn, den Arzt nach der richtigen Dosierung zu fragen.

Ich entschied mich zwei Jacken mitzunehmen: Die Dunkelblaue habe ich standardmäßig angezogen, die Hellblaue in Kombination mit dem Regenschutz oben drauf. Und wenn ich einen ganzen Tag in den Wanderstiefeln stecke, dann freue ich mich abends, nach einer Dusche mit Sportschuhen zum Essen zu gehen.

Ich habe festgestellt, dass der Rucksack sich immer am besten tragen lässt, wenn der Schwerpunkt möglichst weit unten sitzt. Aus diesem Grunde bewahre ich die Kleidung im untersten Fach auf. Die Laptoptasche passt quer in den Rucksack. Oben drauf kommt die Regenjacke und der Regenschutz, dass ich schnell drauf zugreifen kann, wenn’s nötig ist und die Schuhe kommen in die linke Seitentasche. Meistens war ich mit insgesamt 3 Litern Wasser unterwegs. Eine 1,5 Literflasche fand in der rechten Seitentasche platz. Die andere trug ich, um Gewicht zu sparen. So bin ich mit aktuell 16 Kilogramm unterwegs.

Und das ist das Stichwort. Zügig packe ich nun alles ein, denn um 11 Uhr muss ich das Hotel verlassen haben. Heute geht es – wieder mal südwärts – in Richtung Erzhausen.

Ich durchkämme Waldgebiete mit seltsamen Früchten in den Bäumen:

Lange nachdem ich mich über die alte Grenze zwischen Ysenburg und Hessen-Darmstadt informierte und in Gedanken versunken diesen Weg entlanglaufe, steht vor mir plötzlich ein Wildschwein.  Genauer genommen war es ein Wildschweinchen. Ein kleiner Frischling, wirklich ausgesprochen niedlich, wie ein kleiner Haushund. Meine ersten Gedanken: Wo hast du denn deine Mutti und deinen Papi gelassen, kleiner Frischling? Begegnet sind wir uns beide dort hinten links an den dunklen Tannen. Schurstracks drehe ich mich um und entferne mich. Und was macht der kleine Kamerad? Er läuft mir hinterher. Er will offensichtlich spielen. Als ich mich umdrehe, um ein Foto von dem Kleinen zu machen, ist er spurlos verschwunden. Ich setze mich in Bewegung, den Blick in den Wald gerichtet – nichts zu sehen. Kein Frischling, keine Bache, kein Keiler. Also setze ich meinen Weg weiter fort.

Ich muss sagen, der heutige Fußweg geht an die Substanz. Der lange Weg nach Frankfurt und das pausenlose Hin- und Her hat meinen Füßen nicht gut getan. Die letzten 5 Kilometer kommen mir vor, wie 15 Kilometer. Ich habe Schmerzen und bin kräftemäßig am Ende. Zu allem Überfluss muss ich in der Dämmerung an einem Feldweg zwische Rapsfeld und Bahngleisen entlang. Es ist unwegsam und tut mir absolut nicht gut. Es nützt nichts – Zähne zusammenbeißen und durchhalten, Marian. Für den letzten Kilometer brauche ich unendlich lange. Wahrscheinlich so lange, wie sonst für 3 Kilometer. Diese Etappe gehört mit Sicherheit zu den Top-Fünf der unangenehmsten Wegstrecken auf der bisherigen Reise. Es kann nur besser werden. Als ich in der Unterkunft ankomme – es ist längst dunkel – habe ich Glück: Ich bekomme noch ein gutes Abendessen, gehe dann aufs Zimmer, duschen und falle ins Bett.

Herzliche Grüße aus Erzhausen
Marian

Über den Dingen stehen: Von Frankfurts OB Peter Feldmann in den DB-Silberturm und zurück. (36)

Zwei wichtige Themen treiben mich heute an. Nummer Eins: Frankfurts OB Peter Feldmann treffen. Und Thomas Nolte im Silberturm der DB besuchen. Ich hatte im Businessportal „Xing“ den Zwischenstopp in Frankfurt bekanntgegeben und Thomas wurde so auf mich aufmerksam und bot mir einen grandiosen Ausblick an.

Auf geht’s also erst einmal zum Römer:

Der Hessische Rundfunk hat hier eine Bühne aufgebaut. Ich erfahre, dass heute der 60. Deutsche Schützentag gefeiert wird.

Das Rathaus ist lange nicht so durchlässig, wie in Hannover oder Kassel. Der Eingang wird von Sicherheitsleuten bewacht. Ohne Termin und persönliche Anmeldung ist kein Reinkommen. „Die Eingangstür ist mit Panzerglas geschützt“, erklärt Herr Weil, ein Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens und fügt hinzu: „Kein Wunder, hier finden internationale Empfänge statt und nicht vergessen, wir  sind eine Bankenstadt.“

Ok, Anruf im Vorzimmer des Oberbürgermeisters bei Frau Wagner. Ein paar Minuten später kommt sie zum Empfang. Es ist etwa 11.30Uhr. Frau Wagner nimmt das Buch mit und kehrt nach etwa 20 Minuten zurück. Es wird schwierig heute, erklärt sie. Der Oberbürgermeister ist in einer Besprechung. Um 14.30 trifft er den türkischen Generalkonsul. Ich nicke freundlich und erkläre, dass ich viel Zeit mitgebracht habe. Plötzlich fällt mir auf, dass ich meine ActionCam im Hotel vergessen habe. Ich lasse das Buch am Empfang und mache mich auf den Weg zum Hotel. Nach einem Gespräch vor dem Rathaus mit Daniela Sandor-Gall, die ebenfalls über Xing auf mich aufmerksam wurde, noch im Mutterschutz ist, aber schon bald wieder in einer Bank arbeitet, bin ich um 14.15Uhr aus dem Hotel zurück. Mit der Erkenntnis, dass ich die ActionCam doch die ganze Zeit bei mir hatte. Damit habe ich die ersten 4 Kilometer heute absolviert. Es werden nicht die letzten gewesen sein.

Erneute warte ich. Diesmal ist Frau Catherman aus dem Bürgerbüro mit meinem Anliegen betraut. Auch sie nimmt das Buch an sich und verschwindet hinter der Panzertür. Frau Wagner kommt nach vorne und rät mir, aufzugeben. Ich lächle sie an und sage: Ich glaube daran, dass noch etwas gutes geschehen wird. Sie lächelt zurück. Einige Momente später kommt auch Frau Catherman und überreicht mir das Buch. „Herr Feldmann steht dort draußen vor der Tür. Versuchen Sie Ihr Glück“, sagt sie zu mir.

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich stelle mich neben den OB und seinem Gesprächspartner, einem älteren Herrn. Dessen Kleindung nach zu urteilen, ein Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks, der scheinbar viele wertvolle Tipps für Herrn Feldmann hat. Als der Oberbürgermeister mich anschaut und mir mit seinem Blick das Wort erteilt, sage ich:  Hallo Herr Feldmann, ich bin 500 Kilometer von Glückstadt nach Frankfurt gelaufen, um sie zu treffen. Während wir gemeinsam zum Eingang  des Rathauses die Treppen hinaufsteigen, setze ich ruhig aber präzise nach: Ich mache Zwischenstopp in Frankfurt. Meine letzte Station ist Freudenstadt. Glückstadt bekanntzumachen, ist mein Geschenk an die Stadt. Der OB lächelt. Und ruft seiner Mitarbeiterin zu, dass es eine Lücke im Kalender geben muss. Yaaay, das klingt doch nach etwas. Zeit für ein Foto habe der OB jetzt nicht. Der türkische Generalkonsul warte schon.

Ich darf mit hinter die Panzertür.

Im Besprechungszimmer warte ich etwa eine Stunde.

Schließlich kommt Stefan Böhm-Ott in den Besprechungsraum: „Der OB eröffnet in diesen Minuten in der Paulskirche den 60. Deutschen Schützentag. Kommen Sie bitte heute Abend um 20 Uhr zur Pforte. Dort werden Sie abgeholt und dann bekommen Sie Ihren Eintrag“, teilt er mir mit. Das klingt doch super. Stefan Böhm-Ott ist der Referent des Bürgermeisters. Wir kommen ins Gespräch und er findet die Aktion interessant und unterhaltsam zugleich. Mit Frau Wagner zusammen hat er einen groben Rahmen zusammengefasst, was Peter Feldmann ins Buch schreiben könnte.

Nun wird es auch für mich Zeit aufzubrechen.  Ab in den Silberturm der Deutschen Bahn, in dem einst die Dresdner Bank residierte. Auf meinem Weg dorthin klingelt mein Telefon und ich tausche mich mit Dagmar Kalski aus, mit der ich eine Kooperation anbahne. Sie ist sehr eloquent und fit am Telefon und wir wollen gemeinsame Sache machen. Nach anderthalb Kilometern stehe ich dann endlich vor dem Bahntower, wo ich von Thomas Nolte erwartet werde. Nach der Anmeldeprozedur steigen wir in den Aufzug, der in die Höhe saust und Druck auf den Ohren auslöst. Und dann stehe ich plötzlich auf einer Plattform mit einem gigantischen Ausblick:

Ich kann mich gar nicht satt sehen. Blick auf den Frankfurter Hauptbahnhof:

Ich sehe den Kreativraum der Entwickler auf dem Skydeck. Hier sprießen Ideen.

Wie man sieht.

Spannende Entwicklungen, die auf dem Skydeck erdacht, erprobt und vorangebracht werden.

Um es ganz einfach zu erklären. Im Kern geht es um Sensoren, die verschiedene Aufgaben erfüllen können. Sie können CO2, Bewegungen, usw messen und senden Daten von A nach B. So kommunizieren Sender und Empfänger über spezielle Antennen kilometerweit. Ein Anwendungsbeispiel: Mülleimer mit entsprechenden Sensoren, teilen mit, wenn sie gefüllt sind. Somit lassen sich viele Aufgaben effektiver und auch effizienter erledigen:

Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal sehr, sehr herzlich bei Darren Cooper und Angi Zelosko für die Einführung in eine der Innovationseinheiten der Deutschen Bahn und natürlich und vor allem bei Thomas Nolte, der diese Begegnung erst möglich gemacht hat.

Mit diesem letzten Bild verabschieden sich Angi und Darren ins wohlverdiente Wochenende. Thomas begleitet mich ins Rathaus zum letzten Termin an diesem Freitag. Zuvor stärken wir uns noch in einer Gastronomie nebenan und dann geht es ins Rathaus. Gegen 20.20Uhr dürfen wir durch die Panzertür. Während einer Feierlichkeit nimmt sich Peter Feldmann die Zeit und trägt seine Glückwünsche ins Glückstädter Glückwunschbuch ein:

Ein paar Fotos noch für die Presse:

Peter Feldmann sagte mir, während die Fotos entstehen, dass die Aktion äußerst gelungen findet. Und mit 18 Glückstadt besuchte: „Ich habe nur gute Erinnerungen an Glückstadt.“

An diesem Freitag habe ich live mit erleben dürfen, wie eng getaktet der Zeitplan eines Oberbürgermeisters aussieht. Ich bin sehr zufrieden, dass alles so gut geklappt hat. Und bedanke mich in diesem Zuge noch einmal sehr, sehr herzlich bei allen Beteiligten, die das möglich gemacht haben.

Jetzt ging es noch einmal schnell ins Waschcenter:

Hier regte ich ein paar kreative Motive an. Eine Mutter war mit vier Jungs in den Laden gekommen, um Fotos zu machen. Die schüchterne Aufstellung vor den Waschmaschinen, erschien mir zu langweilig. Schnappt euch den Stuhl und dann rauf auf die Maschinen, meinte ich. Die Fotos konnten sich sehen lassen. 🙂 Man hilft, wo man kann, nicht wahr?

Und jetzt neigt sich ein ereignisreicher Tag dem Ende. Ich bin wirklich erschöpft. Es hat Spaß gemacht und ich wünsche mir, dass die Presse in der kommenden Woche ein oder zwei der angebotenen Fotos verwendet. Ich wünsche euch allen eine gute Nacht und sende

Herzliche Grüße aus Frankfurt

Marian

32 Kilometer nach Frankfurt: Wie man Pressemitteilungen schreibt. (35)

Heute erreiche ich Frankfurt – das war mein erster Gedanke als ich heute Morgen wach werde. Auch wenn mein Körper nur schwer in Wallung kommt – ich bewege mich, wie ein Rentner – habe ich das Ziel vor Augen.

Als ich im Frühstücksraum ankomme, sitzt ein Seniorenpärchen da. Ich wünsche ihnen einen angenehmen Tag und fühle mich körperlich gesehen in bester Gesellschaft. Sie scheinen gerade fertig gewesen zu sein. Die Pillendöschen klappern und die Dame bewegt sich auf die Gastwirtin zu. Ich versuche nicht zuzuhören, aber das gelingt nur sehr schwer. Das Wort Arzt fällt etwa 30 Mal, das Wort „Spritzen“ mindestens ein Dutzend Mal. Nicht falsch verstehen, das Pärchen ist sympathisch. Man merkt aber auch, dass ihnen die sozialen Kontakte fehlen und ich bewundere die Gastwirtin für ihre Geduld und Dialogfähigkeit. Früher habe ich mir mal vorstellen können, eine eigene Gastronomie zu bewirtschaften. Aber ich glaube, das wäre nichts für mich. Nun gut, das Frühstück ist beendet. Es war lecker, die Nachtruhe hat mir gut getan. Wer mal in der Nähe von Frankfurt unterwegs ist und eine Übernachtungsmöglichkeit sucht, kann es im Wetteraukreis auf jeden Fall mal im Hotel Bayerischer Hof probieren.

Einige organisatorische Dinge sind noch zu regeln und schließlich setze ich mich gegen 12 Uhr Mittag in Bewegung. Ich bewege mich noch immer ziemlich langsam und bin gespannt, wie ich die 32 Kilometer heute bewältige, bzw. wann ich in Frankfurt ankommen werde.  Friedberg, der Nachbarort von Bad Nauheim birgt historische Schätze. Unter anderem eine tolle Burganlage:

Ein Ort, den ich mir gerne auf die Agenda nehme und zu einem späteren Zeitpunkt hier noch einmal vorbeischauen möchte. Für alle, die nicht so lange warten wollen, gibt es bei Wikipedia einige Infos dazu.

Aufgrund mangelnder Zeit spare ich mir den Weg ins anderthalb Kilometer entfernte Rathaus in Bad Nauheim,  mit dessen Rückweg ich 35 Kilometer überwinden müsste. Eine Strecke, die mir deutlich zu viel erscheint.

Mein Weg kreuzt aber den Sitz des Wetteraukreises. Blick auf die Zeit – etwa 13 Uhr. Na, los Marian, rein in die gute Stube, denke ich mir. Als ich mit meinem Riesenrucksack das Gebäude betrete, werde ich argwöhnisch beäugt. Ich ziehe meinen Glückstadt-Pulli an und begebe mich auf die Suche nach dem Landrat, der Joachim Arnold heißt. Soviel weiß ich bereits. Treppauf, treppab, nachgefragt – aha anderes Gebäude. Nun gut. Etwa 10 Minuten später stehe ich im 6. OG. und werde höflich hereingebeten, nachdem ich mich über die Klingel bemerkbar gemacht habe.

Landrat Arnold hat ein äußerst freundliches Team. Ich darf warten, bekomme einen Kaffee gereicht und einer der Kollegen erzählt mir, dass er selbst jeden Tag fast 20 Kilometer mit dem Fahrrad radelt – zur Arbeit hin und zurück. „Bei Wind und Wetter“, fügt seine Kollegin hinzu. Vor Jahren ist er 2.000 Kilometer bis nach Russland gefahren. Das finde ich beeindruckend.

Schließlich erreicht Joachim Arnold den Empfangsbereich. Ich stelle mich ihm vor, erzähle, über meine Ambition und ernte zustimmende Blicke. Jochim Arnold wandert selbst gerne, ist ein Fan der Region und trägt sich gerne ins Glückstädter Glückwunschbuch ein.

Während er schreibt, werfe ich einen Blick aus dem Büro des Landrats. Ein schöner Arbeitsplatz, finde ich.

Herr Arnold lässt es sich nicht nehmen, auch etwas Werbung für den Wetteraukreis zu machen und klebt nachdem er seine Grußworte beendet hat, auch Werbematerial ins Buch ein.

Was dann folgt, ist klar. Es muss mal wieder ein Pressefoto entstehen:

Sieht doch super aus. Die Aufnahme entsteht vor einem Bild der Wetterau, dem Fluss, dem der Kreis seinen Namen verdankt.

Ich übermittle die Pressemitteilung an die Wetterauer Zeitung und setze mich in Bewegung. Gleich, wenn ich unterwegs bin, erzähle ich euch noch, worauf es ankommt, wenn man ein Thema in die Zeitung bringen möchte.

Als ich Friedberg verlasse, komme ich an dieser Installation vorbei. Im Wetteraumuseum scheint es einige Fundstücke für Elvis-Fans zugeben. Für mich geht es an dieser Stelle erst einmal nicht weiter:

Ich schaue auf die Uhr. Die Zeit läuft und es gibt laut Navi auch keine ordentliche Alternative. Ich laufe ein Stück zurück, irre rechts vom Zaun auf einem Feld herum und treffe am Zaun schließlich einen Bauarbeiter. Er erklärt mir, den Weg. Erleichterung.

 

Eine Genugtuung: Autos von rechts überholen:

Ok, zurück zur Pressemitteilung. Was ist wichtig? Wenn ihr für euer Unternehmen oder euren Verein oder für euch selbst Beiträge in Zeitungen platzieren möchtet, dann müsst ihr in erster Linie bedenken, dass die Journalisten heutzutage sehr wenig Zeit haben, um den Input zu verarbeiten. Deswegen solltet ihr sparsam mit den Informationen umgehen. Wenig aber auf den Punkt. Beschreibt, um was es geht. Wer daran beteiligt ist. Erklärt den Grund. Wann und wo ist wichtig. Vergesst eure Kontaktdaten nicht und übermittelt ein Foto. Kurz und knapp.

Ich zeige euch mal, wie ich, die Pressemitteilung für die Wetterauer Zeitung aufbereitet habe:

Liebes Redaktions-Team, 

am 22. März bin ich in Glückstadt (nordwestlich von Hamburg) aufgebrochen, um zu Fuß von dort aus nach Freudenstadt im Schwarzwald zu spazieren und lege dabei eine Wegstrecke von etwa 700 km zurück. Das ist mein Geschenk zum 400. Geburtstag an die Stadt Glückstadt. 
Meine ehemalige Mitbewerberin und jetzige Bürgermeisterin Manja Biel kam auf die Idee, mir ein Glückwunschbuch mit auf die Reise zu geben, in dem sich Bürgermeister und Personen des öffentlichen Lebens verewigen können, mit ihren Gratulationen für unsere Stadt. Das Buch findet seinen festen Platz im Rathaus, wenn ich zurück bin. Das würde Stadtgründer Christian IV., dem dänischen König, sicher gefallen. Schließlich war Glückstadt zu Großem bestimmt und sollte zu Gründungszeiten dem aufstrebenden Hamburg etwas entgegensetzen. Hat nicht geklappt. Heute leben in Glückstadt 11.500 Einwohner. 
Ich traf unter anderem auch Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok, der sich im Buch verewigte und in Kassel OB Hilgen. Heute trägt Landrat Herr Joachim Arnold seine Glückwünsche ein. Foto(s) anbei. 
Über Berichterstattung würde ich mich freuen. 
Weitere Infos dazu auf www.glueckstadt.blog
Für weitere Infos stehe ich Ihnen gerne telefonisch zur Verfügung: 0157.78212620
Beste Grüße 
Marian Prill
P.S. Jetzt geht es weiter in Richtung Frankfurt, 32km heute. 
Das Versenden der PM (Pressemitteilung) ist das Eine. Das Andere ist, dafür zu sorgen, dass sie auch berücksichtigt wird. Deswegen ruft in den Redaktionen an. Manche Zeitungsredaktionen veröffentlichen ihre Kontaktdaten nur spärlich. Dann meldet euch beim Verlag in der Zentrale und lasst euch durchstellen. Meistens landet ihr dann in der Zentrale der Publikation. Lasst euch von dort noch einmal in die verantwortliche Redaktion weiterverbinden. Dann landet ihr meistens im Sekretariat. Stellt euch kurz vor und fragt, ob eure Meldung die Redaktion erreicht hat. Manchmal landet man im Spamordner. Für diesen Fall einfach eine andere Mailadresse nutzen. Wenn Ihr positives Licht bekommt, dann gebt telefonisch noch einmal durch, dass Ihr für Rückfragen telefonisch zur Verfügung steht. Manchmal macht es auch Sinn zu fragen, ob der Redakteur, der für diese Geschichte verantwortlich sein könnte, Zeit hat, um kurz zu sprechen. Typische Konferenzen beginnen bei der Zeitung immer etwa um 11 Uhr. Es macht also Sinn abends die Meldungen zu senden. Dann werden sie am nächsten Tag besprochen. Und könnten am Folgetag oder am darauffolgenden Tag berücksichtigt werden. Am Samstag arbeiten die meisten Journalisten nicht. Am Sonntag hat aber immer mindestens ein Redakteur Wochenenddienst und kümmert sich um die Montagsausgabe. Am Freitag ist es schwierig, jemanden ans Telefon zu bekommen. Da brennt die Luft und alle stehen unter Dampf. Montag und Dienstag sind in der Regel ruhigere Tage. 14/15 Uhr sind gute Zeiten, um nen Redakteur an die Strippe zu bekommen. Wenn jemand diesbezüglich mal Fragen haben sollte, fragt im Kommentarbereich oder schreibt mir einfach eine Mail an marian@glueckstadt.blog. Ansonsten viel Erfolg bei euren eigenen Projekten.
Ich konzentriere mich wieder auf die Straße und erkenne hinten am Horizont Frankfurt. Noch immer sind es knapp 20 Kilometer Fußweg bis ans heutige Ziel. Doch ich bin positiv geladen und guter Dinge.
Es geht querfeldein.
Upps, Google Maps hat’s mal wieder nicht besser gewusst. Und zurück. (Aber mal Hand aufs Herz. Auch wenn einige Wege nicht (mehr) existieren, die Google mir angezeigt hat. Ohne diese Navigation, wäre die Reise in dieser Form nicht möglich gewesen. Also danke an Google Maps. Man soll ja auch mal zufrieden sein und nicht immer nur rummeckern, nicht wahr? 🙂
Es ist 20.16 Uhr. Das Ortseingangsschild habe ich erreicht. Es fängt an dämmrig zu werden. Und es sind noch immer fast 8 Kilometer und zwei Stunden, bis ich das Ziel erreiche. 
Ich bin gerührt. Fünf Wochen und einen Tag bin ich zu Fuß unterwegs. Und habe es tatsächlich geschafft, in Frankfurt anzukommen. Ein großartiges Gefühl. Danke an meine Füße, dass ihr mich so tapfer tragt.
Das letzte Bild, kurz vor der Ankunft im Hotel National in Bahnhofsnähe. Ich fühle mich fantastisch und bin sehr glücklich. Trotz Aussetzer in Hungen, habe ich noch eine realistische Chance, am morgigen Freitag, den Oberbürgermeister von Frankfurt, Peter Feldmann zu treffen.
Nun aber steht zunächst ein Vollbad an. Und zwei Portionen Hüttenkäse + zwei Bananen. Das Abendbrot um 22.31 Uhr.
Ich wünsche euch allen eine gute Nacht und sende
Herzliche  Grüße aus Frankfurt
Marian

Flinke Füße nach Bad Nauheim. (34)

Die Mitarbeiterin des Landhotels ist superfreundlich. Wir unterhalten uns über die Promotiontour für Glückstadt und sie erinnert sich daran, dass einst ein Pfarrer mal im Hotel nächtigte, der mit einem Esel die Alpen überqueren wollte und dafür trainierte. Sie holt das Gästebuch, zeigt mir den Eintrag aus dem Jahr 2010 und bittet mich bei dieser Gelegenheit, ebenfalls einen Eintrag zu hinterlassen. Das mache ich gerne. Und auch, wenn ich nicht ganz bei der Sache war, und Omlett ohne „e“ geschrieben habe, wie mir hinterher über Facebook mitgeteilt wurde, denn ich wollte ja auch mein Netzwerk daran teilhaben lassen, kam der Eintrag im Landhotel gut an:

Auf meinem heutigen Weg bin ich in Gedanken versunken. Meine Füße haben sich fürs Erste gut erholt. Ich telefoniere viel und denke noch mehr nach – über alles mögliche. Private Themen, zum Beispiel, wie ich in Zukunft mehr Freizeit für mich in Anspruch nehmen kann und wie ich meine geschäftlichen Entscheidungen und Beziehungen weiter optimiere. Ich laufe über riesige Grünflächen mit toller Aussicht. Aber ich merke, dass ich langsam „betriebsblind“ werde. Dieses Bild hingegen finde ich interessant:

Da muss sicherlich eine ganze Menge Arbeit reingesteckt werden, um aus diesem Metallhaufen einen ansehnlichen Sportwagen zu machen.

Außerdem fällt mir dieses Plakat hier ins Auge:

Dreimal so alt, wie Glückstadt. Bedeutet, Obbornhofen wurde im Jahr 767 gegründet bzw. das erste Mal urkundlich erwähnt. Was dieser Ort alles schon erlebt haben muss. Schade, dass ich zu wenig Zeit habe. Ich möchte mein Tagesziel möglichst entspannt erreichen. Es bleibt keine Zeit für Gespräche mit den Menschen aus dem Ort. Deswegen verankere ich hier im Blog die Gedankenstütze daran.

Als ich in Bad Nauheim ankomme, bin ich ziemlich erledigt, muss ich sagen. Die Ermüdungserscheinungen nehmen stark zu. Meine Füße sind ebenfalls wieder deutlich strapaziert. Und ich für heute ziemlich erledigt. Habe mir gerade noch eine Pizza geholt und nun springe ich unter die Dusche und dann ab ins Bett.

Ich wünsche euch eine gute Nacht aus Bad Nauheim – der letzten Station vor Frankfurt übrigens und sende

Herzliche Grüße

Marian

Zwangspause in Hungen. (33)

Heute Nacht hat es in meinen Füßen derart geblitzt und gefunkt, dass ich mir eine Zwangspause verordne. Ich nutze den Tag heute, um zu lesen und zu arbeiten. Noch immer habe ich ein Bargeld-Problem.

Als ich mir Wasser holen will, teilt mir ein Mitarbeiter die Weisheit mit: „Nur Bares ist Wahres“. Wie lange nur, frage ich ihn und spreche von der Abschaffung des Bargeldes, von der ich ein großer Freund bin, da sich derartige Bezahlprobleme damit in Wohlgefallen auflösen. Doch der Kioskmitarbeiter versteht nicht so recht, wovon ich spreche. Sei es drum. Auch seine Kollegin ist nicht sonderlich freundlich. Und bräuchte ich das Wasser nicht so dringend, hätte ich den Laden sofort verlassen. Ein paar Euros kann ich doch noch zusammenbekommen. Und so ist das Wasserproblem beseitigt.

Abends esse ich eine Kleinigkeit in der gegenüberliegenden Gastronomie. Ohne Bargeld zu bezahlen. Der Laden gehört einem älteren kroatischen Pärchen. Sie sind super. Sie gestatten mir, den aufgelaufenden Betrag einfach zu überweisen und überreichen mir die Bankverbindung. Gäste, die von meinem Bargeldproblem mitbekommen und sehen, dass mir diese großzügige Geste zuteil wird, amüsieren sich darüber. Aber das ist mir egal und den Wirtsleuten auch.

Am Abend geht es meinen Füßen schon wieder etwas besser. Das ist auch gut so. Morgen geht es weiter.

Gute Nacht und abermals

Herzliche Grüße aus  Hungen
Marian

Irgendwo im Nirgendwo. Zum Zweiten. (32)

Ich glaube, so früh, wie heute Morgen habe ich bisher noch kein Zimmer geräumt. Um 20 nach Acht stehe ich gesattelt und gespornt vor der Zimmertür, schließe diese ab und mache mich die paar hundert Meter auf den Weg zur Kneipe. Das Frühstück wartet.

Heute Nacht hat mich Robert angeschrieben. Ein Lehrer, der in der Schneverdinger Zeitung davon gelesen hat, dass ich Glückstadt bekannt machen möchte. Wollt ihr den Dialog mal lesen? Na klar wollt ihr ihn lesen. Bitte schön:

Das Frühstück in der Kneipe ist nicht das Ergiebigste, aber es reicht aus, um den vorläufigen Energiebedarf zu decken. Der Wirt ist sehr neugierig und wir kommen ins Gespräch. Er selbst ist bereits seit 20 Jahren im Geschäft, hatte vor vielen Jahren auch eine Landwirtschaft betrieben, diese aber mittlerweile aufgegeben. Er ist beeindruckt, von den vielen Kilometern, die ich schon hinter mich gebracht habe und natürlich auch von denen, die noch vor mir liegen.

Während  ich speise und wir uns unterhalten, lade ich mein Handy auf, das seltsamerweise in der Nacht nicht ganz voll geworden ist. Gegen 09.30 Uhr bin ich fertig zum Aufbruch. Nur noch bezahlen und los. 31 EUR sollen es zusammen mit dem Abendessen sein. Ok. Ich möchte mit Karte bezahlen. „Gibt es nicht.“ Oha. Geldautomat? 6 Kilometer von hier in Homburg Ohm selbst. Ok, ich überweise den Betrag sofort. Upps. Kein Netz. Also warten wir auf Frau Wirtin. Die etwa anderthalb Stunden später zurückkehrt. Ich muss sagen, es war eine kurzweilige Wartezeit. Ich erfahre, dass Maulbach etwa 500 Einwohner hat. Und weiß nun auch, dass man hier Traktoren kaufen kann:

Aber modernes Bezahlen und Telekommunikation stehen in Maulbach nicht an erster Stelle. Schließlich kann ich an den Rechner der Chefin. Ich überweise den offenen Betrag und erfahre, dass die Kneipe vor vielen Jahren mal ein Postgebäude war, in dem sie selbst auch mal gearbeitet hat. Ich bookmarke noch den Blog auf dem Rechner, sodass die Wirtsleute meine Reise mitverfolgen können und mache mich auf den Weg. Heute geht es weiter nach Hungen. Habe ich ebenfalls gerade am Chefinnen-Rechner recherchiert und mir wurde telefonisch übers Festnetz ein Einzelzimmer zugesichert. Ich solle aber bitte daran denken, dass Montag Ruhetag ist und weil keine Gastronomie geöffnet hat, mich mit Lebensmitteln für heute Abend eindecken. „Sie kümmern sich ja rührend um mich, sage ich. Ich fühle mich jetzt schon zuhause.“ Wir lachen und ich mache mich auf den Weg.

Auf meinem Weg aus der 500-Seelengemeinde, werde ich ein Stück von wolligen Gesellen begleitet:

Heute habe ich eine ganz schöne Tour vor mir,  muss ich sagen: 29 Kilometer bis nach Hungen. Es geht über Stock und über Stein. Am freilaufenden Mensch vorbei:

Und an Mücke:

Am Jakobsweg vorbei:

Und an Lauter:

Immer weiter in Richtung Frankfurt. Als ich schließlich am Landhotel Nonnenroth ankomme, spüre ich kaum meine Füße noch. Und ich habe ein Problem. Vor etwa 5 Kilometern hielt ich Ausschau, nach einem Supermarkt. Die beiden Läden, an denen ich vorbeikam, hatten gerade Mittagspause. Und bei 29 Kilometer am Tag habe ich keine Zeit zu verlieren. Ein Radfahrer lachte und meinte, Montag ist kein guter Tag, um Hunger zu haben. Hier gibt es leider nichts in der Gegend. In 6 bis zehn Kilometer wieder.

Oh, oh. Was mache ich nun bloß? Als ich über einen Code, den ich eingebe, meinen Schlüssel bekomme und das Hotel betrete, sehe ich frisches Obst – für morgen zum Frühstück und Brot. Also muss ich nicht ohne vorher gegessen haben ins Bett denke ich. Ich stelle meinen Rucksack in der oberen Etage ab, dusche zunächst mal und mache mich auf den Weg, essbares zu finden. Als ich in der Küche Musik vernehme. Ich klopfe an und siehe da – der Chef ist zuhause. Im wahrsten Sinne des Wortes. Bernd May wohnt ebenfalls hier. Ich erkläre ihm meine Situation und er fragt mich, ob er mir ein Omelett machen soll. Ja, gerne. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt, dass er eigentlich mal als Programmierer gearbeitet hat und dann das Hotel als Familienbetrieb vorgesehen war. Leider hätte es privat alles nicht so hingehauen. Heute arbeitet er in Hungen, ein paar Kilometer weiter in der Buchhaltung und seine Mitarbeiterin kümmert sich um den Laden. Heute aber kümmert sich Bernd um mein Abendessen. Meine Dankbarkeit mündet darin, dass er einen Platz auf der Sponsorenliste erhält.

Ich wünsche auch euch einen angenehmen Abend und bis morgen.

Herzliche Grüße aus Hungen

Marian

Irgendwo im Nirgendwo. (31)

Auf meiner Reise habe ich bisher viele schöne und interessante Orte gesehen. Auf meinem Weg von Stadtallendorf nach Homburg (Ohm) jedoch wundere ich mich darüber, wie nachlässig mit Menschen’s Werken umgegangen wird. Sei es der Grabstein der letzten Ruhestätte (mitten im Wald übrigens):

Bauwerke

Oder Feuermelder

.. die sich scheinbar funktionslos in Richtung Boden krümmen.

Dieses Fleckchen Erde scheint eine Geisterstadt zu sein. Ich hatte die Absicht, mich zu erkundigen, wieso hier alles so verwahrlost ist. Aber ich traf in diesem Ort keinen einzigen Menschen.

In solchen Momenten freue ich mich besonders, das Glück zu haben, in Glückstadt und dazu noch am Hafen zu leben und zu arbeiten.

Es scheint aber Leben zu geben in diesem Ort. 

Hinter mir zieht es sich zu. Ich beeile mich mal lieber etwas. Und bleibe trocken.

Die heutige Strecke ist mit 12 Kilometern recht moderat und so erreiche ich Maulbach (Homburg / Ohm) rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Auch hier ist keine Menschenseele auf der Straße zu sehen. Dafür aber bieten sich mir prächtige Bilder:

Inzwischen ist die Kamera das einzige, was an meinem Handy funktioniert. Kein Netz – weder Internet, noch GPS noch Telefon funktioniert hier. Funkstille.

Schließlich erreiche ich die Dorfschänke in Maulbach. Dicker Zigarettenqualm schwebt im Raum, als ich vorstellig werde. Der Wirt würfelt mit einigen Gästen um die Wette. „Einen Moment bitte.“ Das gefällt mir. Hier werden noch Prioritäten gesetzt. Die Wirtin erklärte mir, dass ich zunächst zur Dorfschänke kommen soll und mir dann der Schlafplatz gezeigt wird. Blankes Entsetzen: Als das Pärchen mich bittet, ins Auto zu steigen. Als ich den beiden meine Ambitionen erkläre und darauf hinweise, dass ich auf dieser Reise auf keinen einzigen fahrbaren Untersatz zurückgegriffen habe, lachen sie und beruhigen mich, es seien ja nur ein paar hundert Meter und wenn ich noch was essen möchte, müsse ich so wieso wieder zurückkommen.  Also gut:

Das erste Mal fahren nach über vier Wochen – ein seltsames Gefühl.

Wir rollen also zu einer Unterkunft. Von außen normale Pension würde ich sagen. Von innen erinnern mich das Zimmer an die Einrichtung in der Kaserne, in der ich einst meinen Wehrdienst absolvierte. Feng-Shui-Berater würden vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen aber für 25 EUR pro Nacht gibt es auch nichts auszusetzen. Die Heizung funktioniert, das Warmwasser auch. Die Wirtsleute sind nett. Ich darf wieder mit in die Kneipe zurückfahren. Und auch wenn das Abendessen offensichtlich nicht auf der Agenda steht, bekomme ich einen gemischten Salat und Brot gereicht. Mal wieder: Der Abend ist gerettet. Morgen um halb 9 ist das Frühstück angesetzt. Ich bedanke mich für den freundlichen Service und laufe zu Fuß zur Unterkunft. Eine Dusche noch und ausnahmsweise ein paar Minuten in die Röhre schauen (ein alter Röhrenfernseher – schon lange nicht mehr gesehen, so etwas) und dann geht es ab in die Falle.

Gute Nacht alle zusammen.

Herzliche Grüße aus Maulbach

Marian

Glücklich ins Wochenende: Von Schwalmstadt nach Stadtallendorf. (30)

Es ist Samstag. Nachdem ich mich mal wieder richtig ausgeschlafen habe (9 Stunden), freue ich mich über die nächste Presseerwähnung. Danke an Anke Laumann von der HNA. Ich frühstücke gemütlich und mache mich auf den Weg zum 4 Kilometer entfernten Drogeriemarkt, um mich mit neuen Rasierklingen, Proteinriegeln und Wasser einzudecken.

Ein ruhiger Tag wird es heute. Die Arbeitslast hat sich verringert. Und heute ist es eher spazieren als marschieren. Das Wetter spielt mit – mal wieder. 🙂 Und ich spreche einige Memos ein, während die Autos an mir vorbeipfeifen. Manche hupen und fluchen, manche hupen und winken, manche machen Platz. Manche halten schnurstracks ihren Kurs und ich muss ausweichen. Ist mir alles ziemlich schnuppe heute. Mir geht es gut und ich laufe und laufe und laufe. Ich werde angebellt von einem unerzogenen Hund und angestarrt von diesen Gesellen:

Same procedures as every day:

Wald.

Feld.

Ein bisschen Sonne.

Eine interessante Befestigungsanlage.

Bis ich das Hotel erreiche:

Dieses Zimmer sollte es diesmal nicht sein, obwohl es zum Thema gepasst hätte.

Wobei:

So viel, wie ich in den letzten Tagen durch den Wald geirrt bin, passt auch dieses Märchen zu mir.

Das sind die Kleinigkeiten, die einen Aufenthalt besonders machen und nicht viel kosten müssen. Es sind die kleinen Ideen, die auch Glückstadt künftig mehr mit dem Thema Glück in Verbindung bringen sollten.

Nun falle ich ins Bett und wünsche euch ein traumhaftes Wochenende.

Herzliche Grüße aus Stadtallendorf

Marian

Glückstadts Erwähnung in 27.000 Zeitungen in Kassel. (29)

Danke, Frau Dr. Berens. Sie haben es umgesetzt und der Besuch in Kassel hat sich gelohnt. Am heutigen Freitag, den 21. April steht in 27.000 Exemplaren der Kasseler Lokalzeitung (HNA) der Beitrag über meinen Besuch beim Oberbürgermeister Bertram Hilgen. Damit wurde Glückstadt mehr als doppelt so oft erwähnt, wie die Stadt Einwohner hat. Das ist Motivation die letzten paar Hundert Kilometer hinter mich zu bringen.

Heute geht es weiter südwärts von Borken nach Schwalmstadt.

Ich verzehre mein Willkommensgeschenk, präge mir die indische Weisheit ein und statte noch schnell dem Rathaus in Borken einen Besuch ab.

Weil ich den Bürgermeister nur knapp verpasse..

… erklärt sich Jürgen Meyer bereit, die Gratulation für Glückstadt zu übernehmen.

Unter seinen Eintrag findet der Magistratsstempel der Stadt Borken Platz. Jörg Meyer hat sich ebenfalls schon mit dem Gedanken auseinandergesetzt, eine größere Wegstrecke zu beschreiten. Ich beglückwünsche ihn zu diesem Vorhaben. Einmal im Leben, sollte man das gemacht haben.

Dann wünsche ich allen ein schönes Wochenende und setze meine Reise fort.

Im Rathaus lassen sich Fanartikel erwerben:

Ich komme durch einen Ort, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe. Er zeigt mir, dass es auch Städte und Dörfer gibt, die sich nicht der Schönheit Glückstadts und Fritzlars erfreuen können:

Die letzten Meter muss ich mich ganz schön sputen. Kurz vor der Dunkelheit noch einmal durch den Wald und schließlich mit meiner Ankunft in der Unterkunft – ab in die Badewanne und danach ins Bett:

Schönen Abend und gute Nacht allerseits.

Herzliche Grüße aus Schwalmstadt

Marian